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6. Typologie der Redewendungen  (Siehe hierzu unter Meine persönliche Phraseologismensammlung, Nr.4)

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Typologie bildlicher Redewendungen aus lexikographischer Sicht
(Heinz 1993; Heinz 1994: 281-301

und ihre phraseodidaktische Relevanz

 

1. Orthonymische Redewendungen

Redewendungen mit sehr einfachem Semantismus, wie zum Beispiel

a)    /DUMMHEIT/; /ARMUT/; /ANGST/; /SCHLAF/; /TOD/ usw.
 
 
b)   Vergleiche: Adjektiv/Verb + wie + Substantiv (abweichend von Heinz)
 
 
 
 
a) - lange Synonymreihen
- Registermarkierung zumeist unterhalb des Standardregisters
- neologistische Varianten

b) - bei Vergleichen in der Regel augmentative Funktion des Adjektivs bzw. des Verbs

 
 

2. Allusive Redewendungen

Kondensierte Geschichten der abendländischen Kultur (Bibel, antike Schriftsteller, Zitate aus den jeweiligen Nationalliteraturen, landeskundliche Begebenheiten usw.), die Kenntnisse des Ursprungskontextes erfordern.

 

- Probleme bei der Zuordnung zu einem Schlüsselbegriff, da oft mehrere Schlüsselbegriffe möglich

- Gebrauchsbedingungen wichtig (wer?; wann?; zu wem?), da Benutzer ihre Bildung zeigen möchten
- Etymologie wichtig

 

3. Gestische Redewendungen

Aus Gesten entstandene Redewendungen (Däumchen drehen) sowie - im Gegensatz zu Heinz - auch von Gesten begleitete Redewendungen ((unberufen) toi, toi, toi).

 
 

- Angabe der Gesten mit Skizze, Zeichnung, usw. unter Beachtung der Kontrastivität

- häufiges Vorkommen bei Redensarten mit Körperteilen
 

4. Remotivierbare Redewendungen

Redewendungen, die eine tatsächliche Handlung oder einen Vorgang der außersprachlichen Wirklichkeit beschreiben (am Ball bleiben/sein).

 
 

- Die metaphorische d.h. figürliche Bedeutung entsteht durch Kontextwechsel (z.B. Fußballfeld > Politik, Wirtschaft usw.)

Möglichkeiten für Wortspiele
 

5. Metaphorische Redewendungen

Redewendungen, die schon zum Zeitpunkt ihrer Entstehung eine bildliche, metaphorische Bedeutung hatten, die wiederum nicht auf der Beschreibung der alltäglichen außersprachlichen Wirklichkeit beruht (jemanden um den (kleinen) Finger wickeln können).

 
 
- phraseodidaktische Leckerbissen

- Globalbedeutung setzt sich aus Einzelbedeutungen zusammen, daher Zuordnung zu mehreren Schlüsselbegriffen; teilweise Entstehung neuer Bedeutungen.

- grammatikalische und klassematische Restriktionen zu beachten

- Gebrauchsbedingungen wichtig


 

 

 

 

 

 
 
 
Pragmatische Redewendungen (Typ 6, 7, 8)


Wichtig ist hier nicht die „Darstellung“, d.h. die denotative und somit definierbare Bedeutung, sondern der „Ausdruck“ und der „Appell“, d.h. das Verhältnis des Sprechers bzw. des Hörers zur Redewendung.

 
 

6. Situationelle Redewendungen

Bestimmte Situationen lösen sprachliche Reflexe, d.h. „gebrauchsfertige Redewendungen“ aus (ein Engel geht/fliegt durchs Zimmer).


 

- grammatikalische Restriktionen zu beachten

- eventuell auch klassematische Restriktionen wichtig

- wichtig die Beachtung der Gebrauchsbedingungen (wer?; wann?; zu wem?)

- eventuell metasprachliche Bedeutungserklärung erforderlich

 
 

 

 

7. Emotionelle Redewendungen

Bestimmte Emotionen lösen fast aus-schließlich in der ersten Person Singular verwendete Redewendungen aus (dafür lege ich meine Hand ins Feuer).

 
 
 
 
 
 

 

 

- grammatikalische Restriktionen zu beachten (in der Regel 1. Person Singular)

- Gebrauchsbedingungen wichtig (was ist der Auslöser der Redewendung?; wann wird sie gebraucht?)

 
 

 

 

 

8. Einschätzende Redewendungen

Sie sind „referentiell nicht autonom“. Ähnlich wie bei Schimpfwörtern oder Hypokoristika entspricht ihnen keine festgelegte Klasse von Referenten.

Von der Einschätzung des jeweiligen Sprechers hängt es ab, ob und welchen Referenten er damit bezeichnen will (treulose Tomate; dumme Gans).

 

 

 

 

- grammatikalische, syntaktische Restriktionen, da es sich fast ausschließlich um nominale Wendungen handelt

- Registermarkierung meist pejorativ

- klassematische Restriktionen sind zu beachten

- Gebrauchsbedingungen wichtig

 

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