C.14 MITLEID - NACHSICHT - UNENTSCHLOSSENHEIT |
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etwas nachsichtig, wohlwollend übersehen; einen Fehler, Mangel sehr nachsichtig behandeln (Duden - Redewendungen, ³2008)
(www.julis-bw.de): < Pressemitteilung. - Das Phrasem in der Überschrift eines Beitrages soll die spontane Neugier des Lesers wecken und zum Weiterlesen einladen. Es enthält in nuce das Wesentliche des Beitrages.> - Junge Liberale: F.D.P. darf nicht länger beide Augen zudrücken. Pressemitteilung der Jungen Liberalen Baden-Württemberg – 26.01.2000. Die Jungen Liberalen (JuLis) Baden-Württemberg fordern die Landes-F.D.P. auf, stärkeren Druck auf die Baden-Württembergische CDU auszuüben, den schwarzen Spenden-Dschungel zu lichten. Nach Ansicht der JuLis darf die F.D.P. ihren Koalitionspartner im Land bei den offenen Fragen zu den Millionenhilfen der Bundespartei nicht länger schonen. Der Landesvorsitzende der JuLis, Florian Bauer, sagte: "Auch die Finanzierung des Stuttgarter OB-Wahlkampfs muss endlich unter die Lupe genommen werden. Die F.D.P. tut keinem einen Gefallen, indem sie weiter beide Augen zudrückt."
( sondershausen.thueringer-allgemeine.de/ vom 21.12.2006. Sondershausen ): < Das Phrasem in der Überschrift eines Beitrages soll die spontane Neugier des Lesers wecken und zum Weiterlesen einladen. Es enthält in nuce das Wesentliche des Beitrages.> - Ein Auge zugedrückt. Behörden und Ämter haben ihr Friedenslicht bereits angezündet. Wer bei der Hektik der letzten Einkäufe sein Auto falsch parkt, kann auf Milde der Ordnungshüter im Kyffhäuserkreis hoffen. Auch werden vor und zwischen den Festtagen keine Mahnungen für Zahlungsbescheide verschickt. Es ist Weihnachtsfrieden. Knöllchen werden bei kleinen Parkvergehen jetzt vielerorts nicht mehr hinter den Auto-Scheibenwischer gesteckt. "Die Ordnungshüter drücken vor und zwischen den Festtagen ein Auge zu", sagte Manfred Kucksch, Chef des Amtsbereiches Bau und Ordnung in Sondershausen, gestern auf Anfrage. Keine Gnade gibt´s aber für jene, die vor Hydranten, Einfahrten und auf Behindertenparkplätzen parken.-
(www.bundestag.de/dasparlament/2006/ ): < Auszug aus einer Parlamentsdebatte. - Siehe hierzu auch unter Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen . > - (Frage) Das Parlament: Gerade wurde bekannt, dass die Birthler-Behörde ehemalige Stasi-Mitarbeiter beschäftigt. Drücken Sie in der eigenen Verwaltung ein Auge zu? - (Antwort) Marianne Birthler: Dieser Sachverhalt ist nicht neu, er ist seit langem bekannt. Fakt ist, dass 1990 auch einige hauptamtliche Mitarbeiter des MfS übernommen worden sind, weil sie aus fachlichen Gründen für unverzichtbar gehalten wurden. Von ihnen arbeiten heute noch elf in der Behörde. Als ich im Jahr 2000 mein Amt antrat, war daran aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht mehr zu rütteln, Kündigungen waren nicht durchsetzbar. Die Beschäftigten der Behörde werde regelmäßig auf eine frühere Stasi-Mitarbeit überprüft. Bisher wurde sechs Beschäftigten nach genauer Prüfung des Einzelfalls gekündigt. Es kann keine Rede davon sein, dass wir ein Auge zudrücken.
Der Sohn aber antwortet, nein unter drei, denn eines musst Du zudrücken.
2. jmdm. durch die Finger sehen
(jmds.) unkorrektes Verhalten absichtlich übersehen; nachsichtig sein, hingehen lassen, was geahndet werden sollte (Duden - Redewendungen, ³2008)
(www.morgenpost.de): Berliner Morgenpost, 17. September 2007): < Aus der Blütezeit der deutschen naturwissenschaftlichen Forschung. - Siehe hierzu auch unter Max Planck, Philipp Lenard, Heinrich Hertz, Wilhelm Conrad Röntgen) - " Der Genie-Standort" von Jens Schröder. Im Kaiserreich sind deutsche Forscher Weltspitze, und Berlin ist die Metropole der Nobelpreisträger. Nicht alle Forscher sind aber so auf die Gunst der preußischen Kultusverwaltung angewiesen wie die Bakteriologen. Vor allem in der Physik werden einige der spektakulärsten Entdeckungen in anderen Teilen des Reichs gemacht, wo sich die Landesregierungen von der Übermacht der preußischen Universitäten anspornen lassen: ein föderaler Wettbewerb zwischen den deutschen Ländern, der die Forschung zusätzlich beflügelt. Zwar kann Althoff Forscher wie Philipp Lenard (Nobelpreis 1905 für die Erforschung der Kathodenstrahlung) an die Universität Kiel und Max Planck (Nobelpreis 1918 für die Quantentheorie) nach Berlin locken und den jungen Heinrich Hertz geschickt aus dem badischen Karlsruhe ins preußische Bonn lotsen (wobei er verspricht, das Ministerium werde, was die gesetzliche Lehrverpflichtung des neuen Professors angehe, großzügig "durch die Finger sehen"). Den um die Jahrhundertwende wohl populärsten deutschen Physiker aber kann der Ruf aus Berlin nicht locken. Wilhelm Conrad Röntgen, bis 1900 Professor in Würzburg, ist bereits kurz nach seiner Pioniertat so berühmt, dass er bald überall zu seinen eigenen Bedingungen forschen kann. -
(Eduard Mörike, Mozart auf der Reise nach Prag, 1856 ):( Frühromantik, Eduard Mörike: Mozart auf der Reise nach Prag. www.martinschlu.de/kulturgeschichte/neunzehntes/.../mozartprag.ht..). < Literarischer Beleg.> - Doch, was ich sagen wollte: bester Mozart, Sie säen Unkraut zwischen zwei zärtliche Herzen.» «Ich will nicht hoffen - wie so?» «Eugenie beneidet ihre Freundin, und hat auch allen Grund.» «Aha, Sie haben mir schon meine schwache Seite abgemerkt. Aber was sagt der Bräutigam dazu?» «Ein oder zweimal will ich durch die Finger sehen.» «Sehr gut; wir werden der Gelegenheit wahrnehmen.-
( Friedrich Schiller: Horen - Jahrgang 1796, 9. Stück - Benvenuto C i): - < Literarischer Beleg.> - Manchmal speiste der Papst im Castell und unter der Zeit waren die Thore nicht bewacht, sondern standen einem jeden frei, wie an einem gewöhnlichen Palast. Man fand alsdann nötig, die Gefängnisse mit mehr Sorgfalt zu verschließen, aber ich ward immer gleich gehalten, und konnte auch zu solchen Zeiten überall frei herum gehen. Öfters rieten mir einige Soldaten, ich solle mich davon machen, sie wollten mir durch die Finger sehen, weil ihnen das große Unrecht bekannt sei, das mir geschehe. Darauf antwortete ich nur, ich habe dem Castellan mein Wort gegeben, der ein so braver Mann sei, und der mir so viel Gefälligkeit erzeigt habe.
3. fünf gerade sein lassen (ugs.) < Vgl. B.2.9,2 >
etwas nicht so genau nehmen (Duden - Redewendungen, ³2008)
(www.weltexpress.info/index.php?artikel_id=57439&rubrik=1&lan=de): < Kurzcharakteristik der Rheinländer. > - Der Rheinländer ist ein fröhlicher, ausgelassener, heiterer und unbeschwerter Menschentyp mit einem guten Stück „Fünf-gerade-sein-lassen“. Manchen Nichtrheinländer bringt er mit seinem nie enden wollenden Optimismus und seinem Temperament schon mal auf die Palme. Dem hält er entgegen: „Et kütt wie et kütt“ und „et hätt noch emmer jot jejangen“, sein Lebenscredo. Die Geschichte hat den „Rheinländer“ geprägt, und er hat die Geschichte mitgestaltet und dabei immer seine eigene Geschichte geschrieben. In seiner Vielfältigkeit ist das Rheinland eine der ältesten und lebendigsten Kulturregionen – mitten in Europa. Und genau das prägt. Kultur, Historie, Kulinarisches und schöne Landschaften voller Romantik und mit viel Geschichte und noch mehr Geschichten aus der direkten Nachbarschaft, das prägt auch und ist Garant für Erholung, Entspannung, Spaß und Erlebnis. Stolz ist der Rheinländer darauf, so gar nicht preußisch zu sein, wie denn auch das Preußentum nicht nur im Karneval mit Genuss persifliert wird. Ein Blick in die Geschichte und jeder weiß warum, da ist das Tauziehen um den leidigen Bonn-Berlin-Vertrag (Gesetz) nur die einfachste Übung. Küste heut nit, küste morjen“, ist vielleicht der südländischen Mentalität „mañana“ gleichzusetzen. „Das Rheinland ist die einzige mediterrane Gegend Deutschlands“, so sagt es der Kabarettist und Buchautor Konrad Beikircher, zwar gebürtiger Südtiroler, aber meist typischer als der typischste Rheinländer, der so manche Lachträne bei seinen Vorträgen live und im Fernsehen und durch seine Lieder und Bücher verursacht. Denn der Rheinländer nimmt sich gerne selbst auf die Schippe und lacht am liebsten über sich selbst.
(IHK Rheinland): < Das Phrasem in der Überschrift eines Beitrages soll die spontane Neugier des Lesers wecken und zum Weiterlesen einladen. Es enthält in nuce das Wesentliche des Beitrages.> - „Man kann nicht immer "Fünf gerade sein lassen". Die Aufgaben und Tätigkeiten im Unternehmen erfordern Genauigkeit und Ernsthaftigkeit. Durch Flüchtigkeit kann großer Schaden entstehen. Wer dagegen mit Disziplin und Ordnungssinn pünktlich an die Arbeit geht, der ist gut gerüstet und braucht sich keine Sorgen zu machen.
(http://www.lebensmut.de/show.php?inhalt=inhalt/040523.html. (Seid klug wie die Schlangen). Keitumer Predigten Traugott Giesen 23.05.2004): < Predigtauszug.> Auch wenn er wolfsähnliche Züge hätte, legst du ihn nicht aufs Wölfische fest. - Du kommst ihm nah. Du zeigst ihm dein freundliches Gesicht. Du willst dem Jesus ähnlich ein Menschenfreund sein, seine Sanftmut ausstrahlen. Das ist mehr als durch die Finger sehen, und fünf gerade sein lassen. Das ist aktives Friedenstiften.
- Ihre Traumpartnerin soll Fünf gerade sein lassen und über ein gutes Maß an Idealismus, Optimismus und Begeisterungsfähigkeit verfügen.
Du kommst ihm nah. Du zeigst ihm dein freundliches Gesicht. Du willst dem Jesus ähnlich ein Menschenfreund sein, seine Sanftmut ausstrahlen. Das ist mehr als durch die Finger sehen, und fünf gerade sein lassen. Das ist aktives Friedenstiften. - Ihre Traumpartnerin soll Fünf gerade sein lassen und über ein gutes Maß an Idealismus, Optimismus und Begeisterungsfähigkeit verfügen. - Besser mal fünf gerade sein lassen: Perfektionisten bekommen einer Studie der Universität Southampton zufolge häufiger ein Reizdarmsyndrom als andere. -
4. etwas nicht übers Herz bringen
zu etwas nicht fähig sein; etwas nicht tun können, was für einen selbst oder für andere Schmerzen oder Kummer bringt (Duden - Redewendungen, ³2008)
(www.gesteher.de): < Forumsbeitrag.> - (15.09.2006): Ich war in einer festen Beziehung und ich will nicht sagen sehr unglücklich, aber es machte sich langsam der Alltag breit. Ich war mit ihr zu diesem Zeitpunkt 3 1/2 Jahre zusammen. Im Berufsleben lief es nicht so und meine Freundin ging mir langsam auf den Geist. Ich habe es aber nicht übers Herz bringen können, mich von ihr zu trennen, da sie mir immer wieder sagte, wie sehr sie mich doch lieben würde. Ich habe dann aber jemanden kennen gelernt. So ganz anders als meine Freundin.-
(Tucholsky: Glossen und Essays , 1930):(http://www.textlog.de/tucholsky-noch-gebrauchen.html) < Literarischer Beleg. - Siehe hierzu auch unter Kurt Tucholsky .> - „Das kann man noch gebrauchen.“ Denn nur bei einem Umzug oder, was dem nahe kommt, bei einem Brandunglück entdeckt die Familie, was sie alles besitzt, was sich da alles angesammelt hat, wieviel man ›aussortieren‹ muss, müsse, müsste ... Auf dem Boden, im Keller und in heimtückisch verklemmten Schubladen ruht der irdische Tand. (...).Manchmal sucht die Hausfrau etwas – dann stößt sie auf einen Haufen Unglück. Sie verliert sich darin, taucht unter, kommt erst spät zu Mittag wieder hervorgekrochen, staubbedeckt, mit rotem Kopf und abwesenden Augen, wie von einer Reise in fremde Länder ... »Denk mal, was ich da gefunden habe! Paulchens ersten Schuh!« Wie kommt das ? Warum ist das so ? Warum heben die Leute das alles auf ? Sie heben es gar nicht auf. Sie können (es) nur nicht übers Herz bringen, es wegzuwerfen. Wenn es so weit ist: wenn der Füllfederhalter zerbricht, wenn der Porzellanschäfer den Kopf verliert, wenn die Handschuhe nicht mehr schön sind: dann wiegen die Menschen einen Augenblick den Kopf nachdenklich hin und her. Da steht der Papierkorb und sperrt höhnisch das Maul auf, hier sieht ihn der oft gebrauchte Gegenstand traurig an, der Invalide, was nun? Da kann er sich nicht entschließen vor allem: da kann sie sich nicht entschließen.
5. nicht das Herz haben, etwas zu tun (geh.)
es nicht über sich bringen, etwas zu tun (Duden - Redewendungen, ³2008)
(www.uni-protokolle.de/foren): < Forumsbeitrag.> - Eben – so was gibts leider wirklich öfter, ich kenne auch viele Leute, die einfach nicht das Herz haben, einen Schlussstrich zu ziehen, obwohl sie dem anderen sogar sagen, dass sie es gerne würden - oft hängen dann halt doch auch noch ein bisschen Gefühle mit dran - vor allem, wenn man lange zusammen war.
(Heinrich von Kleist, Sämtliche Briefe): Paris, den 21. Juli 1801. < Literarischer Beleg. Siehe hierzu auch unter Heinrich von Kleist.> - Mein liebes Minchen (Wilhelmine von Zenge), recht mit herzlicher Liebe erinnere ich mich in diesem Augenblicke Deiner - O sage, bist Du mir wohl noch mit so vieler Innigkeit, mit so vielem Vertrauen ergeben, als sonst? Meine schnelle Abreise von Berlin, ohne Abschied von Dir zu nehmen, der seltsame Dir halbunverständliche Grund, meine kurzen, trüben, verwirrten und dabei sparsamen Briefe - o sage, hat Dir nicht zuweilen eine Ahndung von Misstrauen ein wenig das Herz berührt? (...) Mir war es zuweilen auf dieser Reise, als ob ich meinem Abgrunde entgegen ginge - Und nur das Gefühl, auch Dich mit mir hinabzuziehen, Dich, mein gutes, treues, unschuldiges Mädchen, Dich, die sich mir ganz hingegeben hat, weil sie ihr Glück von mir erwartet - Ach, Wilhelmine, ich habe oft mit mir gekämpft, - und warum soll ich nicht das Herz haben, Dir zu sagen, was ich mich nicht schäme, mir selbst zu gestehen? Ich habe oft mit mir gekämpft, ob es nicht meine Pflicht sei, Dich zu verlassen? Ob es nicht meine Pflicht sei, Dich von dem zu trennen, der sichtbar seinem Abgrunde entgegen eilt?